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Pressemitteilung

Wunsch nach "Stolpersteinen" für jüdische Opfer

Ehemaliger ÖDP-Bundestagskadidat Wolfgang Meischner beantragt die Verlegung von Gedenksteinen in Schwandorf.

Stolpersteine gegen

das Vergessen heißt ein Projekt des

Berliner Künstlers Gunter Demnig,

das in den zurückliegenden zehn Jahren

deutschlandweit rasante Verbreitung

fand. In über 500 Städten finden

sich mittlerweile unzählige dieser

eingepflasterten Gedenksteine, deren

Inschrift an Verfolgte des Nationalsozialismus

erinnert, bzw. an ihren letzten

Wohnsitz, vor Vertreibung oder

Deportation.

 

Im April 2007 äußerte Wolfgang

Meischner, wie er in einem Schreiben

an die Mittelbayerische Zeitung mitteilte,

Oberbürgermeister Helmut

Hey gegenüber bereits den Wunsch,

dass doch auch Schwandorf an die

hier vor und im Dritten Reich wohnhaften

Juden erinnern sollte. Anlässlich

der Ausstellung über die Zwangsarbeit

im Nationalsozialismus in

Schwandorf und im Städtedreieck, die

derzeit im beruflichen Schulzentrum

zu sehen ist, erinnerte sich Meischner

wieder an sein Vorhaben von vor drei

Jahren. Sein Vorwurf: Vonseiten der

Stadt habe er nie mehr etwas gehört.

Weder sei sein Ansinnen in einem

Ausschuss behandelt worden, noch

habe er eine Antwort erhalten.

 

Sechs jüdische Familien

 

Die Bürgerversammlung am Freitagabend

im Piusheim nehme er nun

zum Anlass, seinen Antrag zu wiederholen.

Darin heißt es u. a.: Bis Mai

1940 haben sechs jüdische Familien

die Stadt Schwandorf verlassen; unter

anderem die Familien Bloch/Frommer,

Friedmann, Kahn, Karl, Levy

und Waldmann. Über das Schicksal

ist nichts mehr bekannt. Die Betroffenen

führten die Kaufhäuser: Schuhhaus

Bloch, Kaufhaus Kahn, Versandhaus

Karl, Kaufhaus Krell, Modehaus

Friedmann und die Gastwirtschaft

Zur Rutschn, die es bis heute gibt. Es

wäre nun möglich, z.B. vor den entsprechenden Häusern die Stolpersteine

in den Straßenbelag einzulassen.

Schulklassen und Vereine könnten

entsprechende Patenschaften für diese

Stolpersteine übernehmen.

Infrage kämen dabei Häuser in der

Friedrich-Ebert-Straße, am Unteren

Marktplatz, in der Höflinger Straße,

in der Bahnhofstraße oder in der Klosterstraße.

 

Wie die Erfahrung aus anderen

Städten zeigt, übernehmen oft

auch die heutigen Hausbesitzer die

Patenschaften, auch wenn sie oder ihre

Eltern nichts mit der Vertreibung

und Enteignung der früheren jüdischen

Bewohner zutun haben.

Antrag erreichte die Stadt nicht

Wie der Pressesprecher der Stadt Lothar

Mulzer auf Anfrage der MZ erklärte,

hat keine Fachstelle in der

Stadtverwaltung Kenntnis von dem

Antrag von Wolfgang Meischner, den

dieser, wie er betont, vor gut drei Jahren

per Post an Oberbürgermeister

Helmut Hey geschickt haben will.

Der OB könne sich jedoch an keinen

schriftlichen Antrag erinnern; allenfalls

könnte er von Meischner in dieser

Sache angesprochen worden sein.

Der erneuerte Antrag von Meischner

erreichte die Stadt nicht fristgerecht

vor der Bürgerversammlung, sondern

erst am 1. Dezember.

 

Wie die stellvertretende Pressesprecherin

Melanie Kraus feststellte,

wird OB Helmut Hey das Projekt Stolpersteine

dennoch bei der Bürgerversammlung

thematisieren. Ob bis dahin

jedoch viel dazu gesagt werden

kann, ist noch offen. Immerhin werden

nun zunächst die zuständigen

Fachstellen im Haus den Antrag ergebnisoffen

prüfen. So müsse man sich kundig machen, wie das Projekt umgesetzt werden könnte, welche Voraussetzungen notwendig seien, wie

viel die Realsierung koste und wie

dies finanziert werden könnte.

Insbesondere müsste auch die Geschichte

der Häuser genau erforscht

werden, um die richtigen Inschriften

setzen zu können. Mit diesen Informationen

wird der Antrag schließlich

dem zuständigen Ausschuss der Stadt

zur Beratung oder Beschlussfassung

vorgelegt werden.

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